Am 26. Juli, wurde der im März fertiggestellten neuen Weg im Edelsteinviertel offiziell als ‚Ritula-Fränkel-Weg‘ eingeweiht. Zur feierlichen Schildenthüllung waren auch Freunde und Familie der bekannten und im Jahr 2015 verstorbenen Darmstädter Künstlerin anwesend. Der Magistrat der Wissenschaftsstadt Darmstadt hatte die Benennung nach Ritula Fränkel bereits im Jahr 2022 beschlossen.


Geprägt durch ihr jüdisches Elternhaus, haben Ritula Fränkels Kunstinstallationen meist einen Bezug zur jüdischen Kultur und Geschichte. Im Juni 2024 führt Rainer Lind ein Interview mit Margot Lorenz Abbildung im Haeder / über Ritula Fränkel. Margot Lorenz teilte mehrere Jahre ihr Atelier in Darmstadt mit Ritula.“

„Ja, zur Vergänglichkeit: ganz lange hatte ich das Gefühl, dass Ritula – in dem Raum, den sie „Herzkammer“ genannt hatte – noch präsent war, lange nachdem sie gestorben war. In dieser Zeit habe ich ganz, ganz streng auf ihre Kunstwerke aufgepasst. Irgendwann war es so, dass dieses Gefühl, dass sie da präsent ist, nicht mehr da war. Also dass sie sozusagen nicht mehr präsent war.

Und dann habe ich die Sachen immer so gelassen, wie sie waren. Wenn jemand ein Kleid hingestellt hatte, dann blieb es stehen. Wenn ein Handwerker etwas weggeräumt hatte, dann blieb es dort, wo er es hingeräumt hatte. Ab da merkte ich den Unterschied.

Ich habe nicht mehr versucht, einen Zustand aufrechtzuerhalten, der der alte war. Stattdessen habe ich alles zugelassen, was mit den Sachen passiert ist. Wenn jemand etwas umgehängt, umgestellt oder woanders hingelegt hat, habe ich es akzeptiert. Es war einfach das Gefühl, dass sie nicht mehr in dem Raum anwesend oder präsent war. Ich kann genau sagen, woran ich das festgemacht habe.

Es gab auch eine Frau, die mich ein paar Mal angerufen hat, ob sie in die Herzkammer kann. Sie war dann alleine da drin, auch über einen längeren Zeitraum. Eine Frau mit Neurodermitis, bestimmt auch mit schwierigen Geschichten. Sie ist öfter gekommen und hat lange, eine halbe Stunde, manchmal eine Stunde oder noch länger, in dem Raum verbracht und ihn auf sich wirken lassen.

Sie hat immer wieder danach gefragt. Manchmal haben wir ja Ausstellungen in unseren Werkstatträumlichkeiten gemacht, und dann hat sie auch immer gefragt, ob sie da wieder hin kann. Natürlich ging das, aber es war eigentlich kein öffentlicher Raum.“ Margot Lorenz

Margot Lorenz über Ritula Fränkel

Margot über Ritula als Podcast 33 Minuten


Denkzeichen Güterbahnhof in Darmstadt.

2004 übernahm Ritula Fränkel gemeinsam mit ihrem Eheann, Nicholas Morris,  die künstlerische Gestaltung und Umsetzung des „Denkzeichen Güterbahnhof“ auf dem der Deutsche Bahn AG gehörenden Gelände am Güterbahnhof Darmstadt Ecke Bismarckstraße/Kirschenallee. Der öffentliche Gedenkort erinnert an die mehr als 3000 Juden, Sinti und Roma, die vom ehemaligen Güterbahnhof Darmstadt mit Viehwagen in Konzentrationslager deportiert und Opfer des Holocaust wurden. Für ein Mahnmal am Ausgangsort der Deportation hatte sich seit 2002 die „Initiative Denkzeichen Güterbahnhof“ bemüht. Auf einem Stück Gleise, die mit Schotter ausgefüllt sind, und an einem verrosteten Prellbock enden, steht ein 800 Kilogramm schwerer Glaskubus aus Panzerglas mit jeweils 150 cm Seitenlänge. Damit der Kubus von innen nicht beschlägt, entwickelten die Künstler mit der ausführenden Glasbaufirma Derix aus Taunusstein eine Konstruktion, die das Denkzeichen von unten belüftet und entfeuchtet. Im Inneren befinden sich gravierte Glasscherben, bestehend aus absichtlich zerbrochenen Glasscheiben, die zuvor mit Hunderten Namen von 1942 und 1943 aus Darmstadt und dem ehemaligen Volksstaat Hessen deportierten Juden und Sinti beschriftet wurden

Denkzeichen Güterbahnhof/ Fotos: Rainer Lind

Nicholas Morris

Zur Erinnerung an Juden, Sinti und Roma, die 1942 / 1943 von Darmstadt aus in die Vernichtungslager deportiert wurden, entstand 2004 das DENKZEICHEN GÜTERBAHNHOF in der Bismarckstraße / Ecke Kirschenallee am ehemaligen Güterbahnhof.
Entworfen wurde das DENKZEICHEN von dem Künstlerpaar Ritula Fränkel und Nicholas Morris. Von einem Prellbock führen Eisenbahnschienen zu einem Glaskubus. Im Inneren des Kubus befinden sich Glasscherben, auf denen 450 Namen graviert sind, stellvertretend für 3.400 Menschen aus Darmstadt und der Region, die von diesem Ort aus in die Konzentrationslager Osteuropas gebracht wurden.
Nicholas unterrichtete viele Jahre als Kunstlehrer an der Bertolt-Brecht-Schule in Darmstadt. Seit einigen Jahren lebt und arbeitet er in Manchester.

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