Helmut Herbst gehörte zu den prägenden Persönlichkeiten des Anderen Kinos der 1960er und 1970er Jahre. 1967 war er Mitbegründer der Hamburger Filmmacher Cooperative, die als europäische Variante des amerikanischen Undergroundkinos konzipiert wurde. Bereits 1962 gründete er die Firma Cinegrafik, mit der er Animationsteile für Industriefilme und Fernsehsendungen herstellte. Gleichzeitig entstanden unter Cinegrafik eigene Animationsfilme wie Der Hut oder Mondo uovo (1964), Schwarz-Weiß-Rot (1963/64) und Kleine Unterweisung zum glücklichen Leben (1962/63), das er in Zusammenarbeit mit dem Lyriker Peter Rühmkorf realisierte. Im selben Jahr stieß der Filmemacher Franz Winzentsen zur Firma und wurde 1970 Partner von Cinegrafik.
Herbsts Arbeiten zeichnen sich durch eine Verbindung von technischer, historischer und ästhetischer Erforschung des Mediums Film aus. Sein Werk prägt bis heute das Verständnis von Animations- und Experimentalfilm. Helmut Herbst wurde 1934 geboren und verstarb 2021.
Man ist ja immer sozusagen im Zweifel mit seinem Leben. Wenn man nachts wach liegt – und man liegt ja, wenn man über 80 ist, doch öfter wach, weil irgendwas wieder nicht in Ordnung ist, irgendein Zipperlein gibt es immer –, und wenn man dann so nachdenkt …
Und es ist dann manchmal ein richtiger Glücksmoment, wenn man merkt: Da hat sich etwas zusammengefügt. Das, was du als Trümmer bezeichnet hast, waren eigentlich nur Puzzleteile eines größeren Ganzen. Und wenn man dann plötzlich sieht, wie die zusammengesteckt funktionieren, dann gibt es manchmal ein kleines Glücksgefühl. Das muss ich ehrlich sagen.“
Ich verfügte über ein Studio, über ein wenig Geld – und vielleicht über ein gewisses Gespür dafür, wie Menschen zueinanderfinden, wie sie miteinander arbeiten können, wie sie harmonieren. Entscheidend war dabei immer, Menschen zusammenzubringen oder sie für bestimmte Themen zu sensibilisieren, zu schärfen. Genau das war über all die Jahre hinweg mein Anliegen.
Anfangs tat ich das in meiner Rolle als gut verdienender Fernsehproduzent, der unabhängige Filmemacher unterstützte. Später setzte ich es fort – in Berlin, in Offenbach, an der Schnittstelle zwischen Ausbildung, Produktion und kultureller Intervention. Ich sehe darin eine klare Linie, vielleicht sogar eine Art Berufung. Mein eigentliches Talent lag wohl darin, Situationen zu erkennen, die „reif“ waren – für Veränderung, für Bewegung, für Neuanfänge.
In der Kulturpolitik entstehen gelegentlich Momente, in denen sich die Dinge verdichten: eine Konstellation, ein „Wirbel“, der Handlungsspielräume eröffnet. Wer diese Dynamiken erkennt, kann produktiv eingreifen – nicht durch Machtstrukturen oder Seilschaften, sondern durch präzise Verbindungen. Genau das hat mich interessiert: zu spüren, wann etwas möglich wird, und dann die richtigen Akteure ins Spiel zu bringen.
So war es etwa in Hamburg, zur Zeit der Filmemacher-Kooperative. Das Fernsehen hatte sich zunehmend verschlossen gegenüber linksintellektuellen Experimenten; unsere politischen Glossen fanden kein Gehör mehr. Wir mussten auf Industriefilme ausweichen – verdienten dort am Ende sogar besser als beim Fernsehen. Aber auch das war Teil desselben Musters: sich an veränderte Bedingungen anpassen, ohne die eigenen Überzeugungen aufzugeben – und Wege zu finden, wie andere mitgehen konnten.“