Jochen Pollitt / Gründer des Kommunalen Kinos in Weiterstadt / 2015

Jochen Pollitt: „Wie nennt man jemanden, der so filmfanatisch ist? Nennt man das einen Cineasten? Ja, das könnte man sagen. Es geht um das Kino, aber das, was ich meine, ist nicht genau das.

Ich bin mit Kino großgeworden. Schon als kleiner Junge habe ich mir Super-8-Projektoren gekauft, die damals 20 DM gekostet haben. Ich habe dann dicke Filme vorgeführt und sogar eigene Filmvorführungen organisiert – das war damals noch legal. Irgendwann kam dann die Idee auf, Filme zu machen und sie in einem Kino öffentlich zu zeigen. Wir haben uns Filme vom Landesfilmdienst ausgeliehen, und so ist das kommunale Kino entstanden.

Wie jedes Kino hatten wir im Sommer unsere Probleme. Die Leute zog es zum Baggersee, niemand wollte ins Kino. Das Hauptziel war es, Erholung am See oder in der Sonne zu finden. Und so kam uns die Idee: Warum gehen wir nicht einfach zu den Leuten hin? Wir machen Open-Air-Kino! Am Anfang dachten wir, es würden vielleicht zehn oder zwanzig Freunde und Bekannte kommen. Aber beim ersten Mal waren schon über 200 Leute da! Wir waren total überfordert. Wir wussten nicht einmal, wer das Bier verteilen sollte. Die Soundanlage habe ich aus meinem Keller geholt, aber nach dem Abend war sie kaputt. Trotzdem, wir haben den Film gezeigt – das war damals „Pink Floyd in Pompeji“.

Das nächste Jahr haben wir die Veranstaltung wiederholt, weil sie so ein großer Erfolg war. Es kamen noch mehr Leute, und da muss ich sagen, dass auch die Super-8-Szene damals sehr groß war. Wir haben Super-8-Filme gezeigt, eigene Produktionen präsentiert und sogar Filmemacher eingeladen, die ihre eigenen Werke mitgebracht haben.

Warum hat dich das in deiner Kindheit so fasziniert? Ich erinnere mich an meine Jugend, als es in jedem Stadtteil ein Kino gab. Da ging man hin, auch schon mittags, und ich habe mich sogar, bevor ich 16 war, in ein Kino geschmuggelt. Diese riesigen Leinwände, die großen Aufnahmen der Menschen – das hat mich einfach fasziniert.

Schon als Kind habe ich Theateraufführungen gemacht, und es hat mir immer gefallen, etwas zu schaffen, was anderen Freude bereitet. Daraus hat sich dann auch alles entwickelt. Vielleicht war das auch ein bisschen ein Ausgleich zu meiner Jugend. Ich musste immer kreativ etwas tun, sei es malen oder basteln. In der Schule war ich aber grottenschlecht. Ich habe es nicht einmal in die mittlere Schule geschafft und wurde schon in der vierten Klasse aussortiert, weil ich einfach andere Interessen hatte als das Lernen. Meine Eltern haben mich zwar mitgeschleift, aber ich hatte einfach andere Prioritäten.“

Jochen Pollit, Gründer des Kommunalen Kinos in Weiterstadt / Aufgezeichnet 2015

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