Was mich in der Schule interessiert hat. In der weiterführenden Schule waren das Englisch und Powi. Das hat tatsächlich auch dazu geführt, dass ich dann Politikwissenschaft studiert habe, weil ich einen sehr, sehr guten Powi-Lehrer hatte. In dem Sinne hat er auch meine kritische Haltung gegenüber politischen Themen gefördert und regelrecht herausgekitzelt.
Ich glaube generell, Fächer, in denen man einfach viel reden konnte, haben mir sehr, sehr gelegen. Ich bin nicht so der Typ fürs Auswendiglernen, sondern ich glaube, ich kann mich wirklich einfach in ein Thema reindenken und das dann formulieren und verbalisieren.
Als ich dann angefangen habe, mich politisch zu engagieren bzw. mich auch damit auseinanderzusetzen, war das für mich mehr so ein Ding, das ich für mich selbst gemacht habe. Erst später, gegen Ende der Schulzeit, als für mich klar wurde, dass ich Politikwissenschaft studieren möchte – weil es hier in Marburg eben diesen Fokus auf kritische Ökonomie gibt – suchte ich auch stärker den Austausch und Debatten mit anderen Menschen.
Zur Veränderung im sozialen Umfeld: Das hast du ja gerade schon angesprochen. Corona war auf jeden Fall ein großer Einschnitt bei mir. Ich habe meinen 18. Geburtstag im Lockdown verbracht. Das ist tatsächlich, rückblickend betrachtet, ein sehr einschneidendes Erlebnis gewesen. Insgesamt kann ich zu Corona sagen, dass ich mich während meiner Bachelorarbeit noch einmal mit der Zeit beschäftigt habe, weil ich das als Analyseobjekt gewählt habe.
Auch schon vorher, in der Schulzeit, hat das angefangen, dass ich mich deutlich mehr theoretisch mit Politik auseinandergesetzt habe. Analysen wurden mir wichtiger, zum Beispiel, warum die Welt so ist, wie sie gerade ist, und nicht anders.
Wie ich den politischen Dialog an der Uni zwischen Studierenden wahrnehme, ist, glaube ich, sehr ambivalent. In den Seminaren zu bestimmten Themen kommt man ja mit ganz unterschiedlichen Leuten zusammen, und da hat es bei mir sehr lange gedauert, bis ich mich getraut habe, überhaupt etwas zu sagen. Ich saß da einfach drin als Arbeiterkind, das sich noch nicht wirklich eingelesen hatte, das einfach nur das Thema interessant fand, aber noch nicht so theoretisch gefestigt war.
Mittlerweile weiß ich, dass die anderen das auch nicht unbedingt waren, aber sie hatten irgendwie das Selbstbewusstsein, so zu tun, als ob sie es wären. Und das hat mich am Anfang sehr abgeschreckt, weswegen ich in diesen Dialogen am Anfang meines Studiums sehr wenig teilgehabt habe, weil ich mich einfach nicht getraut habe, etwas zu sagen. Ich hatte Angst, etwas Falsches zu sagen – und irgendwie auch so ein bisschen Angst davor, dass auffliegt, dass ich eigentlich überhaupt keine Ahnung habe, was ich hier gerade mache.
Also vielleicht noch mal zurück zu diesem Gefühl von Hilflosigkeit in der Anfangsphase der Uni. Aber je mehr ich mich selbst damit beschäftigt habe, je mehr ich mich eingearbeitet habe, desto gefestigter bin ich auch in meinen Ansichten geworden.
Das ist sozusagen das Werk, das hier steht. Aber das baut ja auf dem, dem, dem und dem Werk auf. Und ich glaube, dass mich das am Anfang so ein bisschen gehindert hat, mich einfach selbst damit zu beschäftigen, weil ich diesen Einstieg überhaupt nicht gefunden habe. Da war, glaube ich, dieses Seminar als Einstieg sehr, sehr wichtig.
Ich habe mich dann innerhalb des letzten Jahres sehr viel damit beschäftigt, habe dazu auch viele Bücher als Primärquellen gelesen. Dazu habe ich tatsächlich in einer Partnerarbeit mit Merle und noch einer Freundin eine Hausarbeit geschrieben. Da ging es auch um die Verbindung zwischen materialistischer Staatstheorie und einer feministischen Perspektive, also in dem Sinne materialistischen Feminismus. Da habe ich dann wirklich gemerkt, dass mich das interessiert, mich da auch wirklich reinzudenken und zu verstehen, wie andere Leute auf dieselbe Welt geschaut haben – oder nicht ganz dieselbe Welt, es war eine andere Zeit, aber vom Grundsatz her dieselbe Welt, wie ich sie jetzt sehe. Da habe ich mich so ein bisschen festgebissen und bin von da aus dann auch auf meine Bachelorarbeit gekommen.
Ich hatte tatsächlich, lustigerweise, erst vor, etwas ganz anderes als Bachelorarbeit zu machen, auch noch vor einem Jahr. Ich wollte ursprünglich erst eine Umfrage konzipieren, um herauszufinden, wie denn das Demokratieverständnis in der Bevölkerung aussieht – bzw. die Sample-Gruppe hatte ich mir da noch nicht so ganz überlegt –, aber eben, wie das Demokratieverständnis aussieht. Also ob das eher autoritär geprägt ist oder eher mitmachorientiert.