Ulf Häbel

ULF: „Wahrscheinlich wird es so laufen, dass man das im Dorf gemeinsam machen muss. Jeder für sich allein, mit seinem Öfchen oder seiner Heizung – das wird nicht mehr gehen. An dem Thema haben wir uns dann festgebissen und uns gefragt: Heizen in Zukunft – wie soll das eigentlich funktionieren?

Wenn jeder so weitermacht wie bisher, also mit Öl und Gas, dann ist das nicht nur schlecht für die Umwelt, sondern auch für die Leute selbst.

Ja, ich habe noch eine alte Ölheizung drin und angefangen mit Holz. Im Nachbarhaus läuft alles mit Holz. Da haben sie gesagt: Ja, wie alt bist du eigentlich? Wie lange willst du noch in den Wald gehen, Holz holen? Dreißig Jahre macht man das nicht mehr.

So kam die Idee: Gibt es nicht etwas wie eine gemeinsame Nahwärmeversorgung?

Also: das ganze Dorf anschließen. Wir haben uns dann drei, vier Dörfer angeschaut – sogenannte „Bioenergiedörfer“. Die meisten machen das mit Biogas aus Mais. Das geht hier nicht, weil wir nicht genug Fläche haben. Andere nutzen Holzhackschnitzel. Da haben wir gesagt: Ja, Wald haben wir genug ringsherum.

Und Wärme aus Holz vom eigenen Wald ist allemal besser als Öl aus Kuwait.“

 

Ulf Häbel im Interview mit Rainer Lnd

ULF: „Nachdem wir ein paar Dörfer gesehen hatten, die schon eine zentrale Wärmeversorgung haben, haben wir weiter überlegt. Schließlich fanden wir eine Gesellschaft in Alsfeld, eine Energiegenossenschaft. Die sagten sofort: Uns interessiert das auch.

Der Gedanke, von fossilen Energieträgern wegzukommen und auf etwas Nachhaltiges zu setzen, ist einfach wichtig. Also haben wir gesagt: Wir planen das weiter.

Inzwischen gibt es eine eine Gruppe von sechs, sieben, acht Leuten, die da sehr engagiert sind. Wir haben jetzt ungefähr anderthalb Jahre diskutiert. Über die Genossenschaft in Alsfeld bekamen wir eine erste Konzeptstudie.

Und die zeigt: Ja, das geht. Wenn wir im Dorf ein gemeinsames Heizwerk bauen wollen, brauchen wir – für das ganze Dorf – rund acht Kilometer Rohrleitungen.

Das war die erste Frage: Kriegen wir das hin? Natürlich geht das nur, wenn wir auch genügend Geld haben. Wir haben gerechnet: Ungefähr 13 bis 14 Millionen Euro wären nötig, um das gesamte Dorf an eine zentrale Heizanlage anzuschließen.

Das ungekürzte Interview als Podcast / 22 Minuten

Es gibt Menschen – wie etwa in Freiensen –, die Ideen entwickeln. Diese Menschen gründen Initiativen, suchen Mitstreiterinnen und Mitstreiter, und so etwas kann funktionieren. Jürgen Habermas hat jüngst darauf hingewiesen, dass man wieder lernen müsse, sich in kleinen Initiativen und „Banden“ zusammenzuschließen.

Damit seien freilich keine extremistischen Gruppen gemeint, sondern Zusammenschlüsse von Menschen mit einem gemeinsamen Interesse, die dieses gemeinsam verfolgen und durchsetzen. Pioniere könnten dabei andere anstecken und motivieren. Allerdings sei die Wirkung solcher Initiativen oft weniger deutlich und unmittelbar spürbar als bei großen, sichtbaren Projekten wie etwa einer Schule.

Zugleich stellt die Finanzierung eine erhebliche Hürde dar. Wenn Summen um 13  Millionen Euro im Raum stünden, gerieten viele Menschen ins Schwanken. Solche Millionenbeträge wirkten wie eine Bremse, da die Vorstellung schwerfällt, dass ein kleines Dorf in dieser Größenordnung zusammen bringen kann.

Gerade deshalb müssten Pioniere unbeirrt weitermachen und weiterhin Menschen anstecken.

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