Michael Zwingmann

MICHAEL: „… diese Gruppe hatte sich zur Aufgabe gemacht, für ein KZ-Außenlager in Hannover einen Entwurf zu gestalten, zu generieren. Die Bürger wurden eingeladen, an diesem Prozess teilzuhaben, selbst für ihren Stadtteil etwas zu entwickeln. Und da waren auch einige Bildhauerstudenten mit involviert. In diesem Zusammenhang habe ich dann das Material Gussasphalt kennengelernt, weil die Häftlinge untertage asphaltdurchsetzte Stollen erweitern mussten – zu Produktionsstätten für Conti, also kriegswichtige Industriebetriebe.

So bin ich also zu dem Gussasphalt gekommen, habe die Herstellung von Gussasphaltplatten, die wir damals mit Hammer und Meißel bearbeitet haben, betreut und dann gedacht, dass das doch ein  Werkstoff ist, der vielleicht auch mich in meiner bildhauerischen Arbeitsweise weiterführen könnte. Ich hatte im Gymnasium einen Kunsterzieher, der diese Gruppe geleitet und das Projekt der Stadt vorgeschlagen hat.“

 


MICHAEL:
„Ja, Gussasphalt – das ist ein Material aus Gestein und Bitumen. Früher war es ein Steinkohleprodukt, das dem Gestein zugegeben wurde, mittlerweile ist es Erdöl als Ausgangsmaterial für Bitumen. Der Herstellungsprozess ist fast ein bisschen wie beim Beton: Nur dass beim Beton der Zement chemisch aushärtet, während der Bitumen – oder das Bitumen – eine temperaturabhängige Starre entwickelt.

Also: Bei hohen Temperaturen wird das Material weich, und bei kalten Temperaturen ist es hart. Wir haben in Hannover ein Gussasphaltwerk, wo die Materialien getrennt erhitzt werden. Das Gestein wird in verschiedenen Fraktionen abgelagert, und je nachdem, welche Mischung dann für Bauvorhaben oder künstlerische Vorhaben benötigt wird, wird das Material ganz zum Schluss mit dem entsprechenden Bitumen vermischt. Auch da gibt es natürlich unterschiedliche Sorten – weichere Bitumen oder härtere –, und das Ganze kommt dann in einen Trichter und wird relativ flüssig.

Wie eine dickflüssige Suppe kommt es aus dem Trichter. In meinem Fall, wenn ich das vor Ort weiterverarbeite, wird es in die Radladerschaufel gegossen und von dort, je nachdem, welche Größe meine Form hat, kann ich es direkt aus der Radladerschaufel in die Gussform gießen oder eben mit der Schaufel feiner dosiert weiterverarbeiten. Selbst anrühren kann ich nur in ganz kleinen Mengen, weil das Gestein auf eine Temperatur von 300 Grad zu bringen und das Bitumen separat zu erhitzen schon eher kompliziert ist.“

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