DAWIN: „Detroit, die Stadt, die aus ihrem Inneren heraus zerfällt, deren Niedergang eng mit dem Niedergang der Automobilindustrie verbunden ist.
Und man muss sich dem vor allem stellen – sich aus seiner Komfortzone herausbewegen und in so eine fremde Stadt gehen, wie zum Beispiel Detroit.
Ich fand ihn irgendwie ganz spannend mit seinem Hut und habe ihn gefragt, ob ich ihn porträtieren könne. Er war sofort einverstanden. Zunächst habe ich ihn in der Lobby fotografiert, war mit dem Bild aber nicht wirklich zufrieden. Zwei Tage später traf ich ihn noch einmal und bat ihn, mir sein Zimmer zu zeigen. Dabei ergab sich auch die Gelegenheit, mit ihm zu sprechen und ihm zuzuhören, was er zu sagen hatte.
Er war damals Student, jobbte in einem anderen Hotel nebenan als Portier – oder wie man das nennt – und wohnte vorübergehend in diesem Hotel. Dass ich ihn dort positionierte, hatte einfach damit zu tun, dass mir die Stadt in diesem Bild ganz wichtig war. Es geht also über das einfache Porträt ein bisschen hinaus – es beschreibt vielleicht eher ein Gefühl.
So ein Gefühl … auch in seinem Blick und in seiner Haltung. Ich weiß nicht, ob er sich ein wenig von der Stadt abwendet, ob er unsicher ist und sich fragt, was er da eigentlich soll. Oder vielleicht auch nicht. Ich weiß es nicht. Jeder kann darin etwas Eigenes erkennen. Auf jeden Fall, glaube ich, ist genug Raum da, um den Gedanken ein bisschen freien Lauf zu lassen. Das war in Detroit 2014″
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DAWIN: „Der Freiraum, den man an der Universität genießt, lädt am Anfang auf besondere Weise dazu ein, sich auszuprobieren – manchmal sogar dazu, zunächst nichts zu tun. Plötzlich entdeckt man Möglichkeiten, die vorher gar nicht sichtbar waren.
Das war auf der einen Seite sehr schön und ungewohnt, denn die Bauzeichnerlehre war das genaue Gegenteil: jeden Tag strukturiert arbeiten, Pläne zeichnen – was zwar auch Spaß machte und bei dem man viel gelernt hat. Der Freiraum an der Uni tat mir hingegen sehr gut. Ich konnte plötzlich all das umsetzen, worauf ich Lust hatte, und mich mit Menschen austauschen, die dasselbe machten: Fotografie.
Gleichzeitig war es eine Herausforderung, den eigenen Weg zu finden, die eigenen Themen zu entdecken und herauszufinden, was einen wirklich interessiert – und vor allem, wie sich das fotografisch umsetzen lässt. Es gab keine verschulte Anleitung, niemand nahm einen an die Hand. Man musste selbst herausfinden, wohin der Weg führt.
Das war nicht immer leicht und führte auch zu schlaflosen Nächten. Natürlich wurde gefeiert und das Leben genossen, aber oft verbrachte man Nächte im Labor, vergrößerte Bilder und arbeitete bis tief in die Nacht. Besonders vor Prüfungen, wenn die Arbeiten bald an der Wand hängen mussten, waren Nachtschichten die Regel.“
Das vollständige Interview aus dem Jahr 2016 hier als Audio – das sollte beim Hören beachtet werden, insbesondere an der Stelle wo es ums Fotografieren im Öffentlichen Raum und dem Recht auf das eigene Foto geht!
Dawin captures people and their stories with an authentic eye. His photography lies at the intersection of portraiture and reportage, defined by a keen sense of dynamic situations and the right moment. His visual language is deeply rooted in reality—a dialogue between light, expression, and atmosphere.
For over twenty years, he has been a member of the renowned OSTKREUZ agency, which he describes as his photographic home port. Dawin lives with his family in a small town north of Frankfurt am Main, but works across the globe for corporate and editorial clients, as well as agencies.
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