Çağla Gürsoy

Die ganze Geschichte begann in Ankara. Ihre Komposition, die Sonate für Violine und Klavier, hatte für sie eine besondere Bedeutung, auch weil sie zwischendurch ausgewandert war.

Nach den ersten zwei Sätzen wurde sie oft gefragt, warum sie so lange mit der Fertigstellung gewartet hatte. Sie war ausgewandert und zunächst mit anderen Dingen beschäftigt: ein Leben aufzubauen, vieles neu zu lernen, eine neue Kultur, eine neue Sprache, neue Gewohnheiten, ein neues Zuhause – Klavierstudium in Darmstadt und Paris.

Sollte die Sonate abgeschlossen werden, oder wollte sie sie schließlich abschließen? Die Skizzen der zwei neuen Sätze hatte sie immer wieder im Kopf und machte kleine Notizen für sich selbst. Doch dazu kam es lange nicht, und auch ihre Tonsprache hatte sich inzwischen verändert.

Die Tonsprache der ursprünglichen Sonate war nicht mehr die ihre – sie hatte sich verändert. Es entstand eine Art Konfliktsituation, vergleichbar mit dem Werk eines Malers: Werke, die sie mit 18, mit 30 oder mit 50 geschaffen hatte, stammten alle vom selben Künstler, drückten ihn jedoch aus unterschiedlichen Lebensabschnitten heraus anders aus. Ähnlich war es bei ihr – aus verschiedenen Lebensphasen heraus klang die Musik unterschiedlich, und das konnte zu Konflikten führen.  Es sollte noch bis 2025 dauern, ehe die Sonate für Violine und Klavier in Darmstadt uraufgeführt wurde …

 

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