Idas Interesse an diesem Thema wurde insbesondere durch die Erkenntnis geweckt, dass patriarchale Strukturen auch heute noch fortbestehen. Dabei stellte sich für sie die Frage, in welchem Ausmaß und in welcher Form patriarchale Gewalt im Laufe der Geschichte existierten. Insbesondere die patriarchale Gewalt im Kontext der NS-Zeit blieb lange Zeit kaum erkennbar, da sie kaum thematisiert wurde. Die Tatsache, dass diese Gewalt nun in der Gedenkstätte in Ravensbrück aufgearbeitet wird, hinterließ bei ihr eine tiefe emotionale Wirkung.
IDA: „Den Anstoß, sich mit dem Thema zu beschäftigen, sexualisierte Gewalt in Konzentrationslagern, geben andere Gedenkstätten oft nicht. Das war wirklich etwas sehr Spezifisches an Ravensbrück. Generell wird dieses Thema in der Erinnerungskultur häufig totgeschwiegen. Besonders in der Nachkriegszeit, als die ersten Prozesse zur Aufarbeitung begannen, war der Umgang mit diesem Thema sehr schwierig.“
IDA: „Es gibt zwar teilweise Interviews oder Berichte von Frauen, die früher in den Lagern gearbeitet haben oder das Geschehen miterlebt haben, etwa weil sie in die Auswahlverfahren involviert waren, doch eine umfassende Aufarbeitung fehlt bis heute.“
„In diesen Baracken mussten gefangene Frauen Zwangssexarbeit leisten, und zwar für andere Gefangene. Häufig handelte es sich um Frauen, die aus Ravensbrück deportiert worden waren, um in den Bordellen anderer Konzentrationslager zu arbeiten. Die Frauen waren größtenteils Deutsche, aber auch Polinnen und Frauen aus der Sowjetunion. Sie wurden dabei nach dem Schönheitsideal der Nationalsozialisten ausgewählt: lange blonde Haare und blaue Augen.“
„Obwohl wir mehrfach nachgefragt haben, wurde uns immer wieder geantwortet, dass es leider keine ausreichenden Quellen gebe, dass die Informationen unsicher seien und dass es keine Belege für Vergewaltigungen gäbe. Doch wenn man sich die Berichte von Überlebenden anschaut, die später Interviews gegeben haben, wird sehr deutlich, dass diese strukturelle sexualisierte Gewalt tatsächlich stattgefunden hat.“