IDA / 2024

IDA: „Also, für mich war das Thema Gerechtigkeit immer sehr präsent in meinem Alltag, weil ich sehr schnell ein Gefühl für Ungerechtigkeit hatte oder Ungerechtigkeit wahrgenommen habe. Es war für mich immer eine schwierige Auseinandersetzung mit mir selbst, wie ich damit umgehen möchte. In der Grundschule interessierten sich die meisten Mitschüler nicht dafür, ob etwas gerecht oder ungerecht war. Eine auf Ideen basierende Auseinandersetzung – also die Idee von Gerechtigkeit – konnten sie noch gar nicht führen oder leisten.
Dieses Gefühl der Ungerechtigkeit blieb für mich in allem, womit ich mich beschäftigte, weiterhin präsent und war irgendwie mein Maßstab. Beim Thema Nationalsozialismus ist dieses Gefühl natürlich noch viel präsenter als bei anderen Themen. Deswegen war es für mich auch so spannend, mich damit weiter zu beschäftigen.
Das Thema war für mich emotional so wichtig, weil ich ein starkes Gefühl der Ungerechtigkeit hatte. Es war für mich eigentlich keine Option, mich nicht weiter damit auseinanderzusetzen.“

IDA / 2024
Ida über Eindrücke und ihre Erfahrungen mit der Recherchearbeit in einem überschulischen Geschichtsprojekt.
„Generell ist meine Recherche-Arbeit in den Akten sehr auf mich selbst und meinen Reflexionsprozess bezogen. Ich glaube, das hat dazu geführt, dass ich viel gelernt habe und meinen eigenen Anspruch an Reflexion oft erfüllen konnte, aber gleichzeitig andere Dinge verpasst habe.
Mein Fokus auf meinen eigenen Reflexionsprozess stand mir teilweise im Weg, mich noch mehr der Betroffenheit anderer Personen zu öffnen oder mich ihr zu widmen. Das finde ich sehr schade, auch wenn mein eigener Prozess für mich wichtig war. Außerdem finde ich es bedauerlich, dass ich dadurch, dass andere diesen Raum vielleicht nicht so stark eingenommen haben, selbst viel mehr die Rolle oder den Raum einnehme, um über meinen Reflexionsprozess zu sprechen.
Das mache ich zum Beispiel, indem wir dieses Interview gerade aufnehmen. Das ist ein Raum, den ich für mich beanspruche und in dem ich sichtbar werde. Genauso wie bei den Reden, die ich bei den Ausstellungseröffnungen halte.
In solchen Momenten nehme ich nicht nur anderen Personen die Möglichkeit, über ihre Erfahrungen zu sprechen, sondern entziehe dem Thema selbst auch Raum. Denn ich bringe das Thema mit mir selbst in Verbindung. Ich glaube, dieser persönliche Zugang ist wichtig, um anderen Personen einen Einstieg ins Thema zu ermöglichen.
Trotzdem ist es wichtig darauf zu achten, dass letztlich nicht ich oder „wir“ im Vordergrund stehen, sondern die Arbeit oder das Produkt, das wir geschaffen haben – in Form der Ausstellung und der Sichtbarmachung von Personen, die in der NS-Zeit verfolgt wurden, weil sie Widerstand geleistet haben oder nonkonform waren. Ich glaube, darauf muss ich besonders achten.“

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