Isabel Schmidt

Isabel Schmidt beschäftigte sich mit der Geschichte der TH Darmstadt in den Jahren 1945 bis 1960. Ihr Buch „Nach dem Nationalsozialismus. Die TH Darmstadt zwischen Vergangenheitspolitik und Zukunftsmanagement (1945-1960)“ erscheint im Frühjahr 2015. Die Arbeit widmet sich im Einzelnen dem Wiederaufbau, der „Umgestaltung der Ressourcenkonstellation“ in der unmittelbaren Nachkriegszeit, der Entnazifizierung, der Wiedergutmachung, der Berufungspolitik, der Hochschulreform und der Rolle der Studierenden. Der Schwerpunkt liegt auf der Personalpolitik der TH. Im Zentrum ihrer Studie stehen die Fragen, wie die TH Darmstadt nach 1945 als Akteur auftrat und welche Aussagen über ihren Umgang mit der NS-Vergangenheit gemacht werden können.

 

Wie Schmidt herausfand, kümmerte sich die amerikanische Militärregierung nur am Rande um die Ereignisse an der TH Darmstadt, sodass die Hochschule erhebliche Handlungsspielräume besaß. Zwar war die Zeit nach 1945 alles andere als einfach, jedoch boten sich der TH Darmstadt mehr Chancen als Grenzen.

Eine bedeutende Rolle beim Umgang der Hochschulleitung mit dem personellen und materiellen Erbe des Nationalsozialismus weist Schmidt diskursiven Strategien der TH Darmstadt zu.

Man gab sich nun als „Anti-Nazi-Hochschule“ aus und sorgte durch klug gewählte Strategien, dass die Entnazifizierungs-, Wiedergutmachungs- und Berufungsverfahren in ihrem Sinne verliefen. Dass die TH Darmstadt massiv und äußerst gewinnträchtig in Kriegsforschung während des Nationalsozialismus involviert war, war rasch vergessen. Langfristige Konsequenzen dieser Verhaltensweisen der TH-Leitung waren, dass von den während des NS-Regimes vertriebenen Hochschulangehörigen lediglich drei Personen an die TH Darmstadt zurückkehrten. Außerdem wurden die Entnazifizierungsverfahren der Darmstädter Professoren dank des aktiven Eingreifens seitens der Hochschulleitung spätestens 1946/47 beendet und die Lehrstuhlinhaber konnten an die Hochschule zurückkehren.

Lediglich zwei Professoren blieb eine Rückkehr aus politischen Gründen verwehrt. Bezüglich der Berufungspolitik nach 1945 weist die Studie Schmidts das jüngst auch in Verwaltung und Politik bemerkte Phänomen nach, dass die TH Darmstadt in den 1950er Jahren „brauner“ war als in den 1930er Jahren. Schon das erklärt, weshalb der Blick auf die eigene Vergangenheit lange Zeit ebenso lückenhaft wie geschönt war. Bis dies bemerkt und korrigiert wurde, mussten Jahrzehnte vergehen.

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