Matthias Kneip

Matthias Kneip, 1969 in Regensburg geboren, studierte Germanistik, Ostslawistik und Politologie an der Universität Regensburg, 1995/96 arbeitete er als Lektor für deutsche Sprache und Literatur an der Universität Oppeln/Polen, 1999 promovierte er an der Universität Regensburg. Seit März 2000 ist Kneip als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschen Polen-Institut in Darmstadt tätig, außerdem arbeitet er als Schriftsteller, Publizist und Polenreferent für deutsche Unternehmen. Er zählt zu den bekanntesten Mittlern polnischer Kultur in Deutschland. Kneip ist Mitglied im PEN-Zentrum Deutschland und im Verband deutscher Schriftsteller.

Matthias Kneip – Familiärer Bezug zu Polen: „Ich kann meinen familiären Bezug zu Polen kurz und falsch darstellen, oder lang und richtig. Es ist kompliziert. Tatsache ist, dass meine Eltern Deutsche sind, die in Oberschlesien zur Welt kamen. Aber in Oberschlesien sind die Deutschen nach 1945 nicht vertrieben worden wie in Niederschlesien. Sie konnten dort bleiben unter der Bedingung, dass sie Polen werden. Das heißt, meine Eltern sind als Kinder mit neun und fünf Jahren dort geblieben, mussten Polnisch lernen und Polen werden. Im Prinzip war es nach 1947 verboten, in Oberschlesien deutsch zu sprechen.“
Matthias Kneip – Polen nach 1989: „Jaruzelski war der erste Präsident Polens nach dem Runden Tisch 1989. Der Runde Tisch ist ja dann auch Vorbild geworden für andere Konfliktregionen in der Welt. Er hat die Türe geöffnet für eine Entwicklung, die Polen an den Westen herangeführt hat, unter anderem durch die Wirtschaftspolitik von Leszek Balcerowicz, der die sog. Schocktherapie durchgeführt hat.

Für sein literarisches und publizistisches Schaffen erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, u. a. den Kulturförderpreis der Stadt Regensburg 2001, den Uslarer Literaturpreis 2002 sowie den „Kulturpreis Schlesien“ des Landes Niedersachsen 2011. Für seine Bücher über Polen sowie sein Engagement für die deutsch-polnischen Kulturbeziehungen wurde er 2012 vom polnischen Präsidenten mit dem Kavalierskreuz des Verdienstordens der Republik Polen ausgezeichnet. Matthias Kneip lebt in Regensburg und Darmstadt. Zuletzt erschien sein Buch „Darüber lacht Polen. Eine Landeskunde in 72 Karikaturen und Texten“ gemeinsam mit Andrzej Mleczko im Pustet Verlag.

Matthias Kneip – Polen unter der PiS-Partei: „Die PiS-Partei hat staatliche Steuerungsmechanismen einführt, um ihre Macht zu sichern. Parteichef Kaczynski hat staatlich überall dort eingegriffen, wo die Macht es ihm ermöglicht hat. Und irgendwann kam halt auch der Punkt, wo es dann doch allzu offensichtlich wurde und wo dann viele Wähler, die anfangs noch aus Protest PiS gewählt haben, merken: hoppala, ich wollte zwar die Politik ändern, aber nicht das System. Und Polen war unter der PiS auf dem Weg zu einer Systemänderung.“
Matthias Kneip – Das Deutsche Polen-Institut: „Das Deutsche Polen Institut ist ja ein deutsches Polen Institut. Das heißt, dass die Träger unseres Instituts aus Deutschland sind, wie das Auswärtige Amt, die Stadt Darmstadt, das Bundesland Hessen oder Kultusministerkonferenz der Länder. Das heißt, wir haben keinerlei Einflussnahme von Polen auf unsere Arbeit, insofern gab es auch keine Auswirkungen durch den Regierungswechsel. Aber PiS-Politik hatte natürlich Auswirkungen auf viele unserer Partner, das heißt Konsulate, polnische Kultureinrichtungen, polnische Institute usw.
Es war schon spürbar, dass die Durchdringung der Partei und deren Politik Einfluss hatte auf die alltägliche Arbeit. Ich selber zum Beispiel habe ja ein Buch gemacht „Darüber lacht Polen“ mit Karikaturen, die natürlich auch oft, wie bei Karikaturen üblich, die Regierungspartei aufs Korn genommen hat. Das hätte ich in polnischen Einrichtungen bis 2023 schwer vorstellen können. Es gab welche, da ging es ja, aber es gab welche, die haben das nicht gemacht, um nichts zu riskieren.“
Matthias Kneip – Schulaustausch: „Ich habe den Austausch der Brechtschule immer im Blick gehabt, weil ich auch mit Herrn Herbst immer Kontakt hatte. Ich habe immer auch ein bisschen die Vorbereitungen unterstützt, mit Lesungen und mit Workshops. Auch andere Mitarbeiter vom Institut waren immer wieder an der Schule und es ist ein tolles Beispiel, wie es funktionieren kann. Aber es braucht natürlich auch engagierte Lehrkräfte. Es ist wie in der Politik. Wenn jemand da ist, der es macht, funktioniert es.“

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