Mani Neumeier / Guru Guru

1968 gründet der Münchener Schlagzeuger Mani Neumeier die Band Guru Guru, die einen radikalen neuen Standard setzt und zu den wenigen originalen Wegbereitern des sogenannten „Krautrocks“ zählt. In seiner fast 60jährigen Karriere spielte Neumeier auf unzähligen Festivals und hat weit über 3000 Konzerte (u.a. in Japan, Nepal, Hawaii und Neuseeland) sowie diverse TV-Auftritte (Rockpalast, Beat Club etc.) absolviert. Zudem ist Mani Neumeier auch als Veranstalter aktiv, so ist er Mitbegründer und Organisator des legendären „Finkenbach Festivals“ im Odenwald.

Guru Guru Drummer Mani Neumeier im Video-Interview mit Rainer Lind

MANI: „Von der experimentellen Musik oder dem Underground, dem Free Jazz oder Free Rock? Die Musiker dort trauen sich viel mehr, sie experimentieren viel mehr. Sie haben keine Angst. Sie probieren einfach viel mehr aus und sind technisch oft deutlich besser. Vor allem aber sind sie mutiger. In Deutschland war es immer so, dass ich mit Free Jazz Musikern gespielt habe, aber niemand hätte je einen Jazzmusiker für Rock engagiert. Das hat sich geändert, seit ich vor etwa 45 Jahren zum Rock gewechselt bin.

Ich war ja der erste Free Jazz Drummer, und in dieser Hinsicht ist es anders. Diese Musiker sind offener, viel offener, und auch großzügiger. Sie denken nicht in Schubladen. Viele von ihnen verehren mich, weil sie mich von den alten Platten kennen. Einige kennen mich sogar noch von meinem Irène Schweizer Trio oder durch Peter Brötzmann.

Für viele bin ich eine Art Vorbild. Sie behandeln mich fast wie einen Meister. Die Musiker spielen gern mit mir, egal, ob sie 17 oder 18 Jahre alt sind oder ob sie bereits erfahrene Kollegen von 35 bis 40 Jahren sind. Alle Altersstufen sind dabei, und sie behandeln mich mit viel Respekt und Würde.

Einmal kam ein Geschäftsmann zu einem Guru Guru-Konzert und sagte mir, dass sie mich in einem halben Jahr als Wachsfigur im Tokyo Tower aufstellen würden, im Tokyo Tabakmuseum, einem riesigen Turm. Ich dachte erst, das sei nur Gerede, aber es stellte sich als wahr heraus. Im November 1996 wurden wir dann tatsächlich nach Japan eingeladen, machten eine Tour und wurden überall großartig empfangen. Es hat uns so gut gefallen, dass wir jedes Jahr zurückkehrten.

Im nächsten Jahr nahm ich unseren Sänger mit, im übernächsten Jahr spielte ich solo, und dann kannte ich schon so viele Musiker in Japan, dass ich mit ihnen regelmäßig spielte. Einige der besten Musiker, die ich getroffen habe, spielten dort. Jedes Jahr machte ich eine Tour und lernte immer mehr Leute kennen. Viele davon waren hervorragende Gitarristen, aber es gab weniger Keyboarder. Kürzlich traf ich Herrn Akira Sakata, ein Musiker ähnlich wie unser Brötzmann. Sie haben auch schon zusammen gespielt.

Sakata ist ein älterer Herr, Professor für Mikrobiologie, und ein unglaublich guter Spieler. Die Musik dort ist inzwischen eine Mischung aus Psychedelic, Rockelementen. Je nach Musiker kann alles Mögliche dabei sein. Aber eines haben sie alle gemeinsam: Sie sind sehr fantasievoll und technisch extrem versiert. Ich habe dort junge Mädchen gesehen, vielleicht 17 oder 18 Jahre alt, mit dünnen Ärmchen, und die spielen den Bass oder die Gitarre wie die Profis. Das war der Hammer!“

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