George G.

Das ist einfach eine – eine Ehe mit, ich sage das salopp, verkorksten emotionalen Übertragungen. Da gibt es ein Ehepaar, das sich nicht wirklich aussprechen kann, miteinander verstrickt ist und sich nicht trennen kann oder wird. Und mittendrin wird dann das Kind aufgerieben. Also lerne ich widersprüchliche emotionale Botschaften statt eindeutiger und klarer, auf die ich mich verlassen könnte.

Ich würde jetzt sagen, so im Rückblick – auch mit einem Blick aus der Helikopterperspektive auf solche Verhältnisse, abstrahierend –, ich bin beinahe dankbar. Denn ich habe tiefe Einblicke in die Abgründe der Psyche erlangt. Ich konnte mich selbst aufbauen. Ich bin zwischen „behütet“ – zwischen Zuckerbrot und Peitsche – groß geworden, behütet und doch nicht. Und ich kann viele Dinge durchschauen.

Ich habe einen scharfen Blick auf zwischenmenschliche Verhältnisse erlangt – ganz grundsätzlich – und kann viele Illusionen desillusionieren. Ich bin mir gar nicht so sicher, dass es ein pädagogisches Ideal für eine „gute Kindheit“ gibt. Vielleicht ist es gerade ein Ansporn, sich selbst zu werden, wenn die Kindheit nicht so gut war, wenn es da etwas Toxisches gibt.

Durch einen Zufall habe ich einen Nebenjob gefunden, der dann größer wurde: die sozialpsychiatrische Einzelfallhilfe. Von Haus aus komme ich aus der Kultur – mein Vater hat Kunst studiert. Meine Eltern hatten beide nie wirklich einen Sinn für das Soziale und Psychologische. Aber die Erfahrungen, die ich gemacht habe, und das Durchschauen all dessen als Erwachsener – das ganze Spiel – haben mich stark in diese Richtung gebracht. Ich habe große Erkenntnisse gewonnen und bin ein psychologisch denkender Mensch geworden – unter anderem.

DSGVO Cookie Consent mit Real Cookie Banner